Kritik

„Im Kreis der Sterne“ am Theater Duisburg

Premiere am 30. Oktober 2021

Foto oben: Sascha Kreklau
Beitrag von: am 03.11.2021

Mehr als eine Liebesgeschichte

Ein Himmel voll mit Sternen. Was gibt es schöneres als das? Man kann alles in den Sternenhimmel hineininterpretieren. Egal was man sich wünscht, egal wie unwahrscheinlich es auch sein mag, der Sternenhimmel lässt es möglich erscheinen.

Genau das ist der Fall bei dem jungen Pärchen in ,,Im Kreis der Sterne”. Alles was sie sich wünschen ist ein Haus am Ende der Straße, in welchem sie mit ihren zukünftigen Kindern wohnen können.

Der Autor des Stücks, Bashar Al Murabea ist 2015 von Syrien nach Deutschland geflohen und hat im Jugendclub ,,Spieltrieb” mit dem Theaterspielen angefangen. Die Premiere des Stückes fand im Rahmen des Theaterwochenendes ,,Zehn X Freiheit“ der Ruhrbühnen statt.

In seinem ersten eigenen Theaterstück ,,Im Kreis der Sterne” sehen wir ein junges Pärchen, das von einer gemeinsamen Zukunft träumt.

Das Pärchen, gespielt von Bashar Al Murabea und Loredana Linglauf, träumt nicht nur von einer gemeinsamen Zukunft, sondern auch von Sicherheit, Selbstbestimmung und Zufriedenheit, jedoch ist dies leichter gesagt als getan. Beide studieren noch, doch sie wissen nicht, ob er sein Studium im nächsten Semester fortsetzen kann oder zum Militär muss. Dorthin möchte er auf gar keinen Fall, weil er nicht für etwas kämpfen möchte, dass er nicht unterstützt. Dazu kommt, dass die Familien des Paares gegen die Beziehung der beiden sind.

Es mag sich zwar nach einer simplen Liebesgeschichte anhören, doch ,,Im Kreis der Sterne” ist so viel mehr als das. Es geht um die Gesellschaft, die Beweggründe zu einer Flucht, Hoffnung und noch so viel mehr.

Das Bühnenbild besteht aus einer Art Treppe, welche aus mehreren breiten Stufen besteht. Die Stufen sind vollständig von Decken bedeckt, einzelne Kissen liegen auf ihnen.

Obwohl das Bühnenbild sehr simpel ist, ist es dennoch perfekt für dieses Stück, da die Bühne im Laufe des Stücks zahlreiche Orte repräsentiert.

Darüber hinaus wird jeder Winkel bespielt, wodurch die Bühne zum Leben erweckt wird.

Die Umgestaltung der Bühne, welche in der Mitte des Stücks stattfindet, ist überraschend, doch sie stört den Fluss der Geschichte nicht. Im Gegenteil, sie bringt Bewegung in die Szene und betont das Gesagte.

Auch die Nutzung von Videomaterial aus echten Protesten trägt zur Authentizität des Stücks bei. Der Zuschauer befindet sich nun näher an der Situation und sieht mit eigenen Augen, was passiert, anstatt es bloß zu hören, wodurch eine neue emotionale Stufe betreten wird.

Ein sehr schönes wiederkehrendes Mittel ist der häufige Wechsel von Dialog zu Monolog, in welchem alles, was passiert, beschrieben wird. Geschehnisse wirken dadurch intensiver, und man kann sie auf eine neue Art wahrnehmen.

Die Monologe werden von leisen Tonsequenzen unterstrichen, die die Emotionen beim Zuschauer noch verstärken. Die Tonsequenzen werden zu passenden Zeitpunkten eingespielt und wirken sehr gut durchdacht. Auch die Lichtnutzung ist grandios. Sie hilft dabei, die Geschichte zum Leben zu bringen.

Obwohl die Besetzung aus nur zwei Personen besteht, entsteht während keiner Sekunde des Stücks das Gefühl, dass etwas fehlt, da die Schauspieler ihre Rollen zum Leben erwecken. Es sind nicht nur zwei Menschen auf einer Bühne. Es sind zwei Menschen, die uns durch ihre Geschichte führen und das ist etwas, was gutes Theater ausmacht.

Abschließend lässt sich sagen, dass das Stück emotional, teilweise humorvoll und voll mit Höhen und Tiefen ist. Die ausgezeichnete schauspielerische Leistung sorgt für Spannung in jeder Sekunde. Die Geschichte wird durch viele verschiedene ästhetische Mittel zum Leben erweckt und wirkt sehr authentisch.

,,Im Kreis der Sterne“ ist also keine reine Liebesgeschichte. Es ist eine Geschichte über die Geschehnisse, die zu einer Flucht führen und die Ereignisse, die Flüchtlinge durchstehen müssen. Sie ermöglicht einen Einblick in etwas, was tausende Menschen durchmachen und eröffnet somit ein Gespräch.